Dank der Corona-Lockerungen sind erste Arbeiten sowie kleinere Proben wieder möglich – Eventuell Aufführungen im Winter

Nach einer langen Zwangspause kann im Naturtheater Grötzingen mit den ersten Arbeiten für die Saison 2021 begonnen werden. Bild: Holzwarth, Nürtinger Zeitung

Bis zu 800 Menschen passen in das Freilufttheater in Aichtal-Grötzingen. Doch wo seit Juni eigentlich Gelächter zu hören und glückliche Gesichter zu sehen sein sollten, herrscht momentan Stille: Aufgrund des Corona-Virus gibt es im Naturtheater in diesem Sommer keine Aufführungen.

AICHTAL-GRÖTZINGEN. Die Kulissen aus dem vergangenen Jahr stehen noch, als Ronja Räubertochter ihre Abenteuer auf der Bühne erlebte. Vereinzelt liegen ein paar Holzbretter auf dem Boden, doch sonst tut sich nichts im Naturtheater Grötzingen. „Den Leuten geht es gut“, sagt Klaus Herzog, Vorstandsmitglied für Betrieb und Finanzen: „Wir haben niemanden, der am Virus erkrankt ist. Das ist gut.“ Trotzdem herrschte bisher eine eher frustrierte Stimmung, sowohl unter den Schauspielern als auch unter dem restlichen Team. „Die Motivation ist zwischendurch sehr gesunken“, so Herzog.

Normalerweise ist die Saison im Juli in vollem Gange. Die Stücke „Cyrano de Bergerac“ und „Jim Knopf“ sowie der Gastauftritt von Comedian Christoph Sonntag, ein Poetry Slam und die Musical-Nacht waren geplant. „Wir mussten die ganze Spielzeit jedoch absagen“, sagt Herzog mit geknickter Stimme. Anfang März hätten die Schauspieler noch per Videokonferenz geprobt, was sehr aufwendig gewesen sei. Als sich das Virus weiter verbreitete, entfiel auch das.

Herzog versucht, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken und kämpft mit allen Vereinsmitgliedern für das Naturtheater. Eine positive Nachricht gibt es schon: „Wir haben uns die Rechte für die beiden Theaterstücke auch für 2021 sichern können.“ Auch die Gastspiele werden auf das kommende Jahr verlegt. Noch ein Lichtblick: „Die Verlage sind uns entgegengekommen, so dass wir erst nächstes Jahr für die Stücke bezahlen müssen.“

Auf einem hohen Berg an Kosten sitzen die Theater-Macher dennoch: „Prospekte und Plakate sind schon gedruckt, Tickets verkauft und das Weihnachtsprogramm war geplant.“ Es handle sich um einen hohen fünfstelligen Betrag, sagt Herzog.

Die Karten für Schulen und Kindergärten hat der Verein zurückerstattet. Man wisse ja nicht, ob die Klassen und Gruppen im kommenden Jahr noch in diesen Formationen wieder kommen könnten, sagt Herzog. Für alle anderen Kunden habe man Gutscheine ausgestellt. Dann gebe es aber noch die Härtefälle, die ihr Geld zurückverlangen: „Wir sammeln gerade alle Anfragen und werden das klären. Es liegt uns am Herzen, kulant zu sein.“ Viele Gäste, vor allem Stammgäste, hätten ihre Karten gespendet, so Herzog: „Das wurde sehr gut angenommen.“

Viele Arbeiten stehen auf dem Plan, aber nicht alles ist bezahlbar

Und wie geht es nun weiter im Naturtheater? „Seit den Lockerungen zum ersten Juli ist es ja wieder erlaubt, mit bis zu 20 Personen zusammenzukommen“, sagt das Vorstandsmitglied. Das komme den Mitgliedern des Theaters recht, denn nun können die samstäglichen Arbeitsdienste wieder beginnen: „Wir müssen erst einmal die Bühne aufräumen. Die Kulissen aus dem letzten Jahr stehen noch.“

Als erstes werden wohl die alten Kulissen abgebaut und für das kommende Jahr neu aufgebaut. Aber die Liste anfallender Arbeiten ist noch länger. „Wir möchten ein paar Hecken und Bäume pflanzen. Aber ein neues Geländer, das bis zu den Toiletten reichen soll, muss noch warten“, zählt Herzog auf.

Das robustere Gestell sei zwar geplant gewesen, aber die Kosten von knapp 17 000 Euro momentan nicht bezahlbar. Alles, was die Vereinsmitglieder selbst richten können, wird in den nächsten Wochen erledigt, sagt Herzog.

„Alle freuen sich unheimlich, dass sie sich endlich wiedersehen können“, beschreibt Herzog die Stimmung unter den Mitgliedern. Vor allem die Schauspieler bräuchten eine Beschäftigung. Deswegen sei geplant, dass sie kleinere Stücke und Sketche einproben: „Wir würden gerne im Winter kleine Aufführungen in einer Halle machen. Vielleicht sieht es bis dahin mit den Beschränkungen ja schon besser aus.“

Ein Hygienekonzept sei erarbeitet worden, laut welchem rund 150 Gäste Platz auf der Freilichtbühne finden können. „Wenn das Wetter im September mitmacht, können wir eventuell doch den Poetry Slam veranstalten“, hofft Herzog. Außerdem soll die Vorstellung der Kandidaten für die Aichtaler Bürgermeisterwahl im Naturtheater stattfinden. Größere Veranstaltungen seien jedoch ausgeschlossen. Alleine aufgrund der Abstandsregeln, aber auch, weil das Naturtheater dies finanziell nicht stemmen könnte.

Kürzlich beteiligte sich das Naturtheater als einer von 8000 Veranstaltungsorten deutschlandweit an der Aktion „Night of Lights“ (zu deutsch: Nacht der Lichter). Mit der rot beleuchteten Kuppel der Zuschauertribüne wollte man die Politik auf die schwere Situation für Kultur- und Kunstschaffende aufmerksam machen und für die gesamt Branche einen Weg aus der Krise finden.

Das Naturtheater Grötzingen ist in dieser Zeit auf Spenden angewiesen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.naturtheater-groetzingen.de.

Veranstaltungen

Cyrano de Bergerac

Edmond Rostands Mantel-und-Degen-Komödie über Liebe, Selbstverleugnung und unbeugsamem Lebensmut ist seit seiner Uraufführung 1897 ein Dauerbrenner auf den europäischen Bühnen.

Jim Knopf

Mit Volldampf ins Abenteuer - Jim Knopfs fantastische Reise begeistert junge und erwachsene Theaterbesucher!