Der Shakespeare-Klassiker „Romeo und Julia“ wird erstmals im Naturtheater Grötzingen aufgeführt
AICHTAL-GRÖTZINGEN. Es ist die Geschichte des wohl berühmtesten Liebespaares der Weltliteratur, die das Ensemble des Erwachsenenstücks am Naturtheater Grötzingen in diesem Jahr auf die Bühne bringt: Shakespeares „Romeo und Julia“.
Allein die klassische Sprache des Stücks ist eine große Herausforderung, wie sich während der mehrmonatigen Proben zeigte. Mit Bravour meisterten die Laiendarsteller diese jetzt bei ihrer gelungenen Premiere unter der Regie von Jürgen Lingmann am Samstagabend. Locker gingen die Textzeilen über die Lippen, als hätten sie alle nie etwas anderes gespielt.
In den beiden Titelrollen glänzten Ronja Feldmaier als Julia Capulet und Johannes Scheufele als Romeo Montague. Gerade einmal 18 und 17 Jahre alt sind die beiden. Nach vielen Jahren in der Kindertruppe des Naturtheaters stehen sie erstmals im Erwachsenenstück auf der Bühne und dann gleich in den beiden Hauptrollen.
Sehr überzeugend mimen die beiden das junge Liebespaar aus Verona, dem der tief verwurzelte Zwist zwischen den beiden verfeindeten Familien eine offene Liebe unmöglich macht, was letztlich im tragischen selbstgewählten Tod der beiden Liebenden endet. Erst dieser bringt die trauernden Familienmitglieder zur Vernunft und lässt sie den Streit endgültig begraben.
40 Darsteller sorgen an diesem lauen Sommerabend für beste Unterhaltung auf der Galgenberg-Bühne. Drei feste Elemente dienen als Kulisse für die Tragödie: Da ist zum einen der imposante zweistöckige Palazzo der Familie Capulet. Dann die Kirche, in der Franziskanermönch Bruder Lorenzo (Kai Feldmaier) das junge Liebesglück heimlich traut, nachdem sie sich am Tag zuvor auf der rauschenden Maskenparty im Hause Capulet Hals über Kopf ineinander verliebt haben. Graf Paris (Stefan Pollok), der eigentlich bei den Capulets um die Hand ihrer Tochter angehalten hat, hat da schlechte Karten. Mitwisserin und treue, gewitzte Helferin ist Julias Amme (Kerstin Schürmann), die allzeit nur das Beste für ihren Schützling möchte.
Zuletzt, dank Drehbühne auf der Rückseite der Kirche, gibt es noch die Familiengruft der Capulets, in der die Tragödie am Ende des Stücks mit dem Tod Romeos und Julias ihren Höhepunkt findet. Für das Bühnenbild ist in diesem Jahr erstmals Kathrin Younes verantwortlich, beim Bühnenbau haben Reinhard Kopp und sein Team ganze Arbeit geleistet.
Gleich zu Beginn ist ordentlich etwas los auf der Bühne, als die Diener der verfeindeten Häuser Capulet und Montague auf dem Marktplatz Veronas öffentlich einen Streit anzetteln. Schon kurze Zeit später gibt es ein großes Gerangel, Degenklingen werden gekreuzt, Lebensmittel und Blumen der Marktbeschicker fliegen durch die Luft, bis der respekteinflößende Fürst Escalus von Verona (Andreas Kleinknecht) dem Treiben mit deutlichen Worten ein Ende setzt.
Romeo hat von dem ganzen Tohuwabohu im Gegensatz zu seinen Freunden Benvolio (Julian Platt), der zugleich sein Vetter ist, und dem extravaganten, mit knallbuntem Gewand und lila Haaren schillernden Mercutio (Joannis Skempes) nichts mitbekommen.
Zu der Zeit noch unglücklich in Rosalinde verliebt, bläst der junge Montague stattdessen Trübsal und muss sich daher von seinem immer etwas vorlauten und spöttischen Kumpel Mercutio so einige Sticheleien gefallen lassen. Um ihn abzulenken, schleppen die Jungs Romeo mit auf die große Maskenparty im Hause Capulet, von der sie zufällig erfahren haben. Dass Romeo dort seine wahre Liebe treffen und das Schicksal der beiden fortan seinen Lauf nehmen wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Erst mal ist Party angesagt: Graf Capulet (Roland Theurer) hat ordentlich aufgefahren. Ausgelassen getanzt wird nicht zu klassischen Klängen, die gestalterische Freiheit erlaubt hier das Feiern zum Pophit „Uptown Funk“ von Mark Ronson und Bruno Mars aus dem Jahr 2014. Moderne Elemente fließen auch bei den Kostümen ein, um die sich Petra Hoksbergen (Kostümbild), Assistentin Renate Strittmaier und das Schneiderinnenteam um Helga Puth gekümmert haben. So tragen etwa die älteren Charaktere einen klassischen Zwirn, während die Jugend im Stück teils sehr cool und lässig daherkommt.
So etwa Tybalt (Silas Kuhmann), Neffe der Lady Capulet, im schwarzen Lederoutfit mit schwerer Halskette und schwarz geschminkten Augen oder knallbunt und schräg wie Mercutio. Auch den Stand der einzelnen Figuren erkennt man an deren Kleidung – mal fällt sie opulent, mal einfach und schlicht aus.
Mitfiebern bis zum tragischen Schluss
Das Publikum fiebert in den letzten Zügen hörbar mit, als es auf der Bühne zur dramatischen Schlussszene zwischen Romeo und Julia kommt: „Nein, trink das nicht! Julia, wach endlich auf!“, hört man es da von einer Zuschauerin eine Reihe weiter hinten, als Romeo in seiner Verzweiflung über Julias scheinbaren Tod das Giftfläschchen ansetzt und einen beherzten Schluck nimmt. „Das muss er aber, das steht so im Text“, reagiert ihr Sitznachbar mit einem Schmunzeln.
Am Ende steht das Publikum, applaudiert und jubelt lange ob der gelungenen Vorstellung. Da war wirklich alles mit dabei: Drama, Action, Spannung und immer wieder eine gute Portion Humor. Der Klassiker aus dem 16. Jahrhundert zieht auch heute noch.
Weitere Infos, etwa zum Kartenverkauf, unter www.naturtheater-groetzingen.de.
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