Das Naturtheater Grötzingen verwandelte sich am Freitagabend in eine Showbühne, die von dem Entertainer Jörg Knör und dem Komiker Kay Ray gerockt wurde.
AICHTAL-GRÖTZINGEN. Die beiden sangen, ulkten und schossen einen Gag nach dem anderen raus. Jörg Knör parodierte punktgenau und sehr humorig bekannte Promis und Kay Ray galoppierte mit den Gästen von einer frechen, frivolen Bemerkung zur nächsten. „Wir sind schon kleine Drecksäue“, sagte Knör am Schluss des Abends nach einer intensiven Comedy- und Parodiesause. Als Zugabe schenkten die beiden wortgewandten Unterhaltungskünstler den Gästen einen gemeinsamen Part und liefen dabei nochmals zu Höchstform auf. Das Publikum war begeistert von der schrillen Show der beiden Spaßvögel, johlte, pfiff und klatschte wilden Beifall.
Zu Beginn des Abends schritt Kay Ray die Treppe des Naturtheaters herab – ganz Paradiesvogel, in schneeweißem Anzug mit knallroten Klecksen und wilder Lockenmähne. Er sang mit sehr beeindruckender Stimme einen Song von Peter Gabriel und wirkte wie eine echte Diva. „Ich bin unberechenbar“, warnte er die Zuschauer und stieg ohne Umschweife in ein Geplänkel über sexuelle Geschichten ein. „Die Vagina einer Nonne ist ein Christstollen“ war dabei einer von seinen harmlosen und eher dezenten Witzen.
Zu diesem Zeitpunkt lachte das Publikum noch etwas verhalten und wusste nicht so recht: Ist der Kabarettist nun ordinär, geschmacklos oder nur ein bisschen frivol? Auf jeden Fall sprudelten recht derbe Sprüche aus seinem Mund, die meist unter die Gürtellinie gingen. Dort sei er gern, strahlte Kay Ray mit entwaffnendem Charme und sprach offen über seine Bisexualität.
„Besser unter Niveau amüsieren als niveauvoll gelangweilt“ rief er laut, schließlich lebe man nur einmal. Deshalb heißt auch sein aktuelles Programm „Yolo“ – „You only live once“. Er lebe nach der Devise „Je länger ich alt bin, desto weniger bin ich tot!“, sagte der schillernde Spaßvogel. Er machte Schluss mit der politischen Korrektheit, schimpfte auf den Nachrichtensprecher Klaus Kleber, der nach „innen lache“ oder auf die „alte Schnepfe“ Claudia Roth, die immer aussehe, als sei sie durch einen Batiktopf gezogen worden. „Man darf alles machen, man muss über alles lachen.“ Was er gegen Claudia Roth habe, frage man ihn oft. „Ich habe nichts Wirksames gegen sie, sie redet viel und immer“, ulkte Kay Ray und argwöhnte, wenn Angela die Perücke abnehme, komme womöglich Hape Kerkeling zum Vorschein.
Ein Zigeunerschnitzel müsse man bald Sinti-Roma-Schnitzel nennen, Zigeuner seien Menschen mit Rotationshintergrund, Politiker Lobbyisten mit Korruptionshintergrund und ein Negerkuss dürfe nur noch als ein maximal pigmentiertes Schaumgebäck bezeichnet werden. Dabei flirtete Kay Ray mit einem dunkelhäutigen Gast, den er geschickt ins Programm einbaute. Dieser fand’s lustig und freute sich über die Bierchen, die der Comedian ihm und seiner Ehefrau spendierte.
Kurz vor der Pause war das Publikum aufgedreht und gutgelaunt und damit für den Parodisten Jörg Knör bestens vorbereitet. „Ich habe Knör in den zweiten Teil gesetzt, damit Sie mich ertragen müssen“, witzelte Kay Ray. „Auf dieser schönen Bühne werden Jungfrauen geopfert“, stieg der Parodist Knör in schwarzem Outfit und mit breitem Grinsen in sein Programm ein. Er ließ mit einem kleinen Reim Heinz Erhardt lebendig werden, sang täuschend echt ein Udo-Jürgens-Lied und parodierte Gerhard Schröder, der mit seinem Freund Putin eine Wodka-Diät gemacht habe. „Da verlierst du in einer Woche drei Tage!“ Jörg Knör ist ein super Sänger, spielt Saxofon und schlüpft mit Stimme, Mimik und Gesten perfekt in verschiedene prominente Gestalten.
Sein Repertoire ist gewaltig. Auf der Bühne des Naturtheaters erschien er als der näselnde Karl Lagerfeld mit einer Einkaufstüte aus Paris auf dem Kopf. Er sang als Helge Schneider im Tausch mit Andreas Gabalier und Tom Jones den Hit „Katzenklo“ und versuchte als französischer Präsident Macron mit tiefem Timbre zur Melodie von „Je t’aime“ Angela Merkel zu bezirzen. Jörg Knör erzählte rund um seine sprachlichen und gesanglichen Parodien witzige Geschichten. So ließ er den eher einfältigen Boris Becker bei „Bares für Rares“ auftauchen und das Publikum meinte doch tatsächlich die Händler Ludwig und Walter zu hören. Knör schlüpfte immer wieder in neue Rollen, nuschelte wie die zwei Päpste Johannes Paul und Benedikt, saß rauchend und in bärbeißiger Zwiesprache mit Loki als Helmut Schmidt auf der Bühne oder torkelte als Harald Juhnke vor dem Publikum hin und her.
Am Schluss gab er natürlich noch die legendäre Inge Meysel mit Hut und herunterklapperndem Gebiss. „Huch, das ist meine Aichtal-Brücke“, ließ Knör die schrullige Schauspielerin sagen und die Zuschauer jubelten vor Begeisterung. Vor allem, als auch noch Karl Dall auftrat und Karel Gott in seinem unverwechselbar kehligen Ton das Lied von Biene Maja sang.
Veranstaltungen
Der Mann mit der eisernen Maske
Witz, Spannung und ein Hauch von Romantik zugleich erwartet Sie in diesem unterhaltsamen Abenteuer nach einer Vorlage von Alexandre Dumas. Lassen Sie sich in das Frankreich des 17. Jahrhunderts entführen.
Das Dschungelbuch
Eines der beliebtesten Kindertheater-Stücke der letzten Jahre kehrt zurück auf die Grötzinger Freilichtbühne – Das Dschungelbuch nach den bekannten Erzählungen von Rudyard Kipling.
Comedy Night 2018
Vergessen Sie das Fitness-Studio und trainieren Sie Ihre Bauchmuskeln in der Comedy-Night 2018 mit dem Parodisten und Karikaturisten Jörg Knör und dem selbsternannten Edel-Punk und Paradiesvogel der Comedy, Kay Ray!
Theatersportliche Impro-Show
Nichts ist geprobt, nichts vorbereitet, nichts abgesprochen! In dieser wilden Mischung aus Schauspiel, Musik, Comedy, Pantomime, Tanz und Schlagfertigkeit sind die Anregungen aus dem Publikum der Spielball für die Akteure auf der Bühne.
Musical Night 2018
Bereits zum dritten Mal auf unserer Bühne und in diesem Jahr mit einem ganz neuen Programm! Das Publikum kann sich wieder auf eine hochkarätige und sehr kurzweilige Show freuen: romantisch, aufregend und spektakulär, aber auch witzig.